Mittwoch, 21. Januar 2015

„Raus aus dem Nebel“

Beim “Supertalent”-Gewinner im Jahr 2012 Jean-Michel Aweh stimmt alles: Gefühl und Gesang.


Er rührt mich (uns) am Herzen, und er singt jede Zeile als ob es ihm selbst passiert ist.

„Begegne mir. Komm mir nicht zu nah. Lern mich vielleicht fünf Mal kennen.“

So unnahbar er ohne seine Musik wirkt, so offenherzig sind diese Zeilen. Er ist zurückhaltend, wachsam – fast ein bisschen eigenartig, und irgendwie erscheint es angemessen, diesen 20-Jährigen zu siezen. Der Sänger, Pianist und Komponist Jean-Michel Aweh ist zu sensibel, um ihn mit handelsüblicher Schmeichelei zu beeindrucken. Um ihm nahe zu kommen, braucht es mehr.

„Ich bin ruhig, aber innerlich laut.“

Um ein Haar hätte Jean-Michel Aweh sein Können verschenkt. Als Jugendlicher geriet er beinahe auf die schiefe Bahn, weil sich seine aufgestauten Aggressionen ungefiltert Bahn brachen – und der äußerlich eher zart anmutende Künstler hatte eine Menge davon. Auf dem Tiefpunkt beschloss er, die Schuld nicht mehr bei anderen zu suchen und fand ein besseres Ventil für seine gewaltigen Gefühle: Songs.

„Gezeichnet von meinen Narben, Geschichten auf meiner Haut.“

Der nachdenkliche Singer-/Songwriter aus Kassel komponiert, textet und produziert. Er spielt scheinbar gedankenverloren Klavier und singt mit einer Stimme, die auf seltsame Weise fragil und mächtig zugleich ist. Seine größtenteils biografischen Texte enthüllen einen Künstler, ohne den Menschen dahinter zu verbergen. Seine Lieder sind frei von Distanz – wenn er sie singt, ist er schutzlos.

„Hörst du es, wenn ich dich vergesse?“

Jean-Michel Aweh ist ein Einzelgänger. Einer, der nicht an Gefallsucht erkrankt ist. Er lächelt nicht inflationär, seine Optik ist nicht bemüht gefällig, seine Aussagen sind nicht kalkuliert. Er fürchtet sich offenbar nicht, zu polarisieren und spricht damit vielen aus der Seele. Statt Schulterklopfen sucht er aufrichtige Auseinandersetzung.

„Komm raus aus dem Nebel – man weiß nie, was dort im Nebel so passiert.“


Das selbst geschriebene und selbst produzierte Album „Raus aus dem Nebel“

 

muss, wenn es nach ihm geht, nicht jeder mögen, denn darauf hat er es nie angelegt. Alle anderen wird Jean-Michel Aweh zutiefst berühren.

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