Die Fotografie, das Gestalten von Videos und das Erstellen von Fotoalben ist unter anderem ein Hobby geworden. Meine fotografische Reise am Bodensee und in entfernte Urlaubsorte belebe ich in diesem Blog textlich.
Mein Urlaub im Winter 2014 führte mich und die Familie meiner
jüngeren Tochter nach Sent. Das Dorf gegenüber dem Dinosaurierrücken des
Piz Lischana liegt zwischen Hangterrassen und dichten Wäldern. Von
weitem sichtbar ist der Kirchturm der reformierten Kirche, der in der
heutigen spitzen Form erst Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Die
Kirche selbst ist wesentlich älter.
Beim Dorfeingang findet sich die Ruine der
alten Kirche Baseglia San Peder, welche vermutlich um das Jahr 1200 gebaut
wurde.
Mich beeindruckten
die Bauwerke dieses Dorfes. Typisch sind Häuser, die mit Sgraffito verziert
sind. Drei Kilometer von Scuol entfernt liegt dieses kleine architektonische
Schmuckstück. Entlang der gepflasterten Straßen und geräumigen Plätze erheben
sich wunderschöne Patrizier-, Bürger- und Bauernhäuser. Vom Mittelalter bis ins
19. Jahrhundert ist jede Epoche vertreten. Auch bezeugt der berühmte Senter
Giebel, eine barocke Haube, die dem Dach aufgesetzt ist, die bildhafte
Gestaltungskraft.
Beim “Supertalent”-Gewinner im Jahr 2012 Jean-Michel Aweh
stimmt alles: Gefühl und Gesang.
Er rührt mich (uns) am Herzen, und er singt
jede Zeile als ob es ihm selbst passiert ist.
„Begegne mir. Komm mir nicht zu nah. Lern mich vielleicht fünf Mal kennen.“
So unnahbar er ohne seine Musik wirkt, so offenherzig sind diese
Zeilen. Er ist zurückhaltend, wachsam – fast ein bisschen eigenartig,
und irgendwie erscheint es angemessen, diesen 20-Jährigen zu siezen. Der
Sänger, Pianist und Komponist Jean-Michel Aweh ist zu sensibel, um ihn
mit handelsüblicher Schmeichelei zu beeindrucken. Um ihm nahe zu kommen,
braucht es mehr.
„Ich bin ruhig, aber innerlich laut.“
Um ein Haar hätte Jean-Michel Aweh sein Können verschenkt. Als
Jugendlicher geriet er beinahe auf die schiefe Bahn, weil sich seine
aufgestauten Aggressionen ungefiltert Bahn brachen – und der äußerlich
eher zart anmutende Künstler hatte eine Menge davon. Auf dem Tiefpunkt
beschloss er, die Schuld nicht mehr bei anderen zu suchen und fand ein
besseres Ventil für seine gewaltigen Gefühle: Songs.
„Gezeichnet von meinen Narben, Geschichten auf meiner Haut.“
Der nachdenkliche Singer-/Songwriter aus Kassel komponiert, textet
und produziert. Er spielt scheinbar gedankenverloren Klavier und singt
mit einer Stimme, die auf seltsame Weise fragil und mächtig zugleich
ist. Seine größtenteils biografischen Texte enthüllen einen Künstler,
ohne den Menschen dahinter zu verbergen. Seine Lieder sind frei von
Distanz – wenn er sie singt, ist er schutzlos.
„Hörst du es, wenn ich dich vergesse?“
Jean-Michel Aweh ist ein Einzelgänger. Einer, der nicht an
Gefallsucht erkrankt ist. Er lächelt nicht inflationär, seine Optik ist
nicht bemüht gefällig, seine Aussagen sind nicht kalkuliert. Er fürchtet
sich offenbar nicht, zu polarisieren und spricht damit vielen aus der
Seele. Statt Schulterklopfen sucht er aufrichtige Auseinandersetzung.
„Komm raus aus dem Nebel – man weiß nie, was dort im Nebel so passiert.“
Das selbst geschriebene und selbst produzierte Album „Raus aus dem
Nebel“
muss, wenn es nach ihm geht, nicht jeder mögen, denn darauf hat
er es nie angelegt. Alle anderen wird Jean-Michel Aweh zutiefst
berühren.
Flüchtiger als Wind und Welle
Flieht die Zeit; was hält sie auf?
Johann Gottfried von Herder
Ein turbulenter Nachmittag am Gnadensee, die Natur hatte eine besondere
Anziehungskraft. Möwen, Enten und Schwäne suchten sich ruhige Plätze im treibenden
Wasser. Ein schönes Spiel der Wolken, deren Formen die Farbe des Wassers verändert.
Für mich blieb die Zeit beim Anblick stehen.
Allensbach mit seiner dörflichen Struktur, seinem funkelnden
See und seinem traumhaft schönen Hinterland ist einen Tag vor der
Silvesternacht mit Schnee eingedeckt worden. Hier finde ich Stille und Zeit
für alles, was das Leben schöner macht.
Winterkleid
König Winter streichelt mein Gesicht
Wer mag das nicht?
Unter einer eisig kalten
Winterdecke
ist meine Heimat
versteckt
der Schnee so sanft und weiß
die Kinder fahren Schlitten
Eiszapfen wachen
weißgefrorene Bäume
ihre kahlen Äste
mit Eiskristallen
zugedeckt
ein wunderschöner
Wintermoment
eine lebendige Kette
schwebt über Kanäle und Seen
zugefroren
geschmückt mit einem Gürtel aus Schnee.
Schnee knistert unter meinen Füßen
König Winter streichelt mein Gesicht.
Wer mag das nicht?
Eine Welt gehüllt in ein wunderschönes
Winterkleid.
Bei klarer Sicht, Schnee und kalten Temperaturen hatten
wir einen schönen Platz, um die Begrüßung des neuen Jahres zu feiern.
Der Höhrenberg und der Walzenberg über Allensbach:
Diesebeiden
Anhöhen über dem Ort bieten einen weiten Blick auf Allensbach selbst, die
Reichenau und die Schweiz. Vom Walzenberg aus sind auch Höri, Mettnau und
Radolfzell gut zu sehen.
Nicht nur Allensbach und ihre Bewohner boten ein buntes
Himmelsspektakel.
Stefan Heerdegen /
pixelio.de
Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts; wenn man’s verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.
Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.
Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein Volles lang:
nur nach dem Vollen misst des Lebens Gang,
ein leeres Jahr ist Wahn, ein Volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.
Hanns von Gumppenberg - Hanns Theodor Wilhelm Freiherr
von Gumppenberg (geb. 4.12.1866 in Landshut - 29.3.1928 in Müchen), deutscher
Dichter, Übersetzer und Kabarettist