Samstag, 24. Januar 2015

Streifzug durch anmutende Baukunst in Sent

„Das zentrale Problem der Architektur ist der Raum, der den Menschen an Leib und Seele gesund erhält.“


(©Justus Dahinden)

Mein Urlaub im Winter 2014 führte mich und die Familie meiner jüngeren Tochter nach Sent. Das Dorf gegenüber dem Dinosaurierrücken des Piz Lischana liegt zwischen Hang­terrassen und dichten Wäldern. Von weitem sichtbar ist der Kirchturm der reformierten Kirche, der in der heutigen spitzen Form erst Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Kirche selbst ist wesentlich älter.


Beim Dorfeingang findet sich die Ruine der alten Kirche Baseglia San Peder, welche vermutlich um das Jahr 1200 gebaut wurde. 


Mich beeindruckten die Bauwerke dieses Dorfes. Typisch sind Häuser, die mit Sgraffito verziert sind. Drei Kilometer von Scuol entfernt liegt dieses kleine architektonische Schmuckstück. Entlang der gepflasterten Straßen und geräumigen Plätze erheben sich wunderschöne Patrizier-, Bürger- und Bauernhäuser. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert ist jede Epoche vertreten. Auch bezeugt der berühmte Senter Giebel, eine barocke Haube, die dem Dach aufgesetzt ist, die bildhafte Gestaltungskraft. 



Diashow erstellt © Karin Schmaler



Mittwoch, 21. Januar 2015

„Raus aus dem Nebel“

Beim “Supertalent”-Gewinner im Jahr 2012 Jean-Michel Aweh stimmt alles: Gefühl und Gesang.


Er rührt mich (uns) am Herzen, und er singt jede Zeile als ob es ihm selbst passiert ist.

„Begegne mir. Komm mir nicht zu nah. Lern mich vielleicht fünf Mal kennen.“

So unnahbar er ohne seine Musik wirkt, so offenherzig sind diese Zeilen. Er ist zurückhaltend, wachsam – fast ein bisschen eigenartig, und irgendwie erscheint es angemessen, diesen 20-Jährigen zu siezen. Der Sänger, Pianist und Komponist Jean-Michel Aweh ist zu sensibel, um ihn mit handelsüblicher Schmeichelei zu beeindrucken. Um ihm nahe zu kommen, braucht es mehr.

„Ich bin ruhig, aber innerlich laut.“

Um ein Haar hätte Jean-Michel Aweh sein Können verschenkt. Als Jugendlicher geriet er beinahe auf die schiefe Bahn, weil sich seine aufgestauten Aggressionen ungefiltert Bahn brachen – und der äußerlich eher zart anmutende Künstler hatte eine Menge davon. Auf dem Tiefpunkt beschloss er, die Schuld nicht mehr bei anderen zu suchen und fand ein besseres Ventil für seine gewaltigen Gefühle: Songs.

„Gezeichnet von meinen Narben, Geschichten auf meiner Haut.“

Der nachdenkliche Singer-/Songwriter aus Kassel komponiert, textet und produziert. Er spielt scheinbar gedankenverloren Klavier und singt mit einer Stimme, die auf seltsame Weise fragil und mächtig zugleich ist. Seine größtenteils biografischen Texte enthüllen einen Künstler, ohne den Menschen dahinter zu verbergen. Seine Lieder sind frei von Distanz – wenn er sie singt, ist er schutzlos.

„Hörst du es, wenn ich dich vergesse?“

Jean-Michel Aweh ist ein Einzelgänger. Einer, der nicht an Gefallsucht erkrankt ist. Er lächelt nicht inflationär, seine Optik ist nicht bemüht gefällig, seine Aussagen sind nicht kalkuliert. Er fürchtet sich offenbar nicht, zu polarisieren und spricht damit vielen aus der Seele. Statt Schulterklopfen sucht er aufrichtige Auseinandersetzung.

„Komm raus aus dem Nebel – man weiß nie, was dort im Nebel so passiert.“


Das selbst geschriebene und selbst produzierte Album „Raus aus dem Nebel“

 

muss, wenn es nach ihm geht, nicht jeder mögen, denn darauf hat er es nie angelegt. Alle anderen wird Jean-Michel Aweh zutiefst berühren.

Dienstag, 20. Januar 2015

Spiel der Wolken

Flüchtiger als Wind und Welle
Flieht die Zeit; was hält sie auf? 

Johann Gottfried von Herder

Ein turbulenter Nachmittag am Gnadensee, die Natur hatte eine besondere Anziehungskraft. Möwen, Enten und Schwäne suchten sich ruhige Plätze im treibenden Wasser. Ein schönes Spiel der Wolken, deren Formen die Farbe des Wassers verändert. Für mich blieb die Zeit beim Anblick stehen.


 


Samstag, 3. Januar 2015

Allensbach - Schnee knistert unter meinen Füßen

Allensbach mit seiner dörflichen Struktur, seinem funkelnden See und seinem traumhaft schönen Hinterland ist einen Tag vor der Silvesternacht mit Schnee eingedeckt worden. Hier finde ich Stille und Zeit für alles, was das Leben schöner macht.








Winterkleid 

König Winter streichelt mein Gesicht
Wer mag das nicht?

Unter einer eisig kalten
Winterdecke
ist meine Heimat
versteckt
der Schnee so sanft und weiß
die Kinder fahren Schlitten
Eiszapfen wachen
weißgefrorene Bäume
ihre kahlen Äste
mit Eiskristallen
zugedeckt
ein wunderschöner
Wintermoment
eine lebendige Kette
schwebt über Kanäle und Seen
zugefroren
geschmückt mit einem Gürtel aus Schnee.

Schnee knistert unter meinen Füßen
König Winter streichelt mein Gesicht.

Wer mag das nicht?
Eine Welt gehüllt in ein wunderschönes
Winterkleid.


Donnerstag, 1. Januar 2015

Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verputzt


Bei klarer Sicht, Schnee und kalten Temperaturen hatten wir einen schönen Platz, um die Begrüßung des neuen Jahres zu feiern. 

Der Höhrenberg und der Walzenberg über Allensbach: 

Diese  beiden Anhöhen über dem Ort bieten einen weiten Blick auf Allensbach selbst, die Reichenau und die Schweiz. Vom Walzenberg aus sind auch Höri, Mettnau und Radolfzell gut zu sehen.

Nicht nur Allensbach und ihre Bewohner boten ein buntes Himmelsspektakel.


Stefan Heerdegen  / pixelio.de


Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.

Ein Jahr ist nichts; wenn man’s verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.

Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.

Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.

Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.

Ein leeres Jahr war kurz, ein Volles lang:
nur nach dem Vollen misst des Lebens Gang,
ein leeres Jahr ist Wahn, ein Volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.

Hanns von Gumppenberg - Hanns Theodor Wilhelm Freiherr von Gumppenberg (geb. 4.12.1866 in Landshut - 29.3.1928 in Müchen), deutscher Dichter, Übersetzer und Kabarettist