"Wenn
man die Entwicklungsgeschichte neuer Ideen verfolgt, so fehlt die Periode der
Verhöhnung niemals."
Honoré de
Balzac
(1799 -
1850), französischer Philosoph und Romanautor
Die Imperia
ist ein Werk des Künstlers Peter Lenk und ziert als modernes Wahrzeichen die
Konstanzer Hafeneinfahrt. Das Dekolleté tief, der Gürtel notdürftig
geschlossen, dreht sich die Dame in vier Minuten um die eigene Achse.
Bildhauer
Peter Lenk muss heut noch darüber lachen, wie er seine zehn Meter hohe und
achtzehn tonnenschwere Statue in einer Nacht- und Nebelaktion über den Bodensee
schmuggelte und den Konstanzer Hafen eroberte. Eine Fähre brachte die zum Teil
im Stuttgarter Schauspielhaus gefertigte Dame von Friedrichshafen nach
Konstanz. Unter dem Beifall tausender Schaulustiger und zum Entsetzen des
Gemeinderats wurde am 24. April 1993 die tonnenschwere Überraschung enthüllt.
Nicht nur
die Oberweite war vielen Stadtvätern eindeutig zu viel. Die Dame trug noch dazu
zwei hutzelige, nackte Männlein auf den Händen und spottete mit dem Symbol des
Reichsapfels und der päpstlichen Tiara der höchsten weltlichen und geistlichen
Macht.
Der
Literaturwissenschaftler Helmut Weidhase hat mit Peter Lenk das Buch Imperia: Konstanzer Hafenfigur geschrieben. Die Imperia habe nicht
in Konstanz, sondern im Italien der Hochrenaissance gelebt. Erst der
französische Dichter Honoré de Balzac (1799-1850) habe die Geschichte der
hochgebildeten Kurtisane an den Bodensee verlegt.
Auch wenn
es nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick war, die Konstanzer sind
mittlerweile stolz auf ihr Hafenweib. Der Künstler selbst findet seine Figur
übrigens immer noch genau so schön wie vor 20 Jahren, schließlich habe seine
Frau Bettina Modell gestanden.