Dienstag, 16. Juni 2015

Burg Meersburg - Annette von Droste-Hülshoff



Dichterin Annette von Droste-Hülshoff

Geboren am 10. 1. 1797 auf Schloss Hülshoff bei Münster/Westfalen,
gestorben am 24. 5. 1848 in Meersburg/Bodensee.

Am 30. September 1841 besucht Annette zum ersten Mal ihre Schwester Jenny in der uralten Burg, die seit 1837 im Besitz ihres Schwagers des Freiherrn Joseph von Laßbergs ist. Sie erlebt einen literarisch produktiven und unbeschwerten Winter mit ihrem Freund Levin Schücking, dem sie bei Laßberg eine Anstellung als Bibliothekar organisiert hat.


Am Turme

Ich steh' auf hohem Balkone am Turm,
Umstrichen vom schreienden Stare,
Und lass' gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare;
O wilder Geselle, o toller Fant,
Ich möchte dich kräftig umschlingen,
Und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand
Auf Tod und Leben dann ringen!

Und drunten seh' ich am Strand, so frisch
Wie spielende Doggen, die Wellen
Sich tummeln rings mit Geklaff und Gezisch,
Und glänzende Flocken schnellen.
O, springen möcht' ich hinein alsbald,
Recht in die tobende Meute,
Und jagen durch den korallenen Wald
Das Walroß, die lustige Beute!

Und drüben seh ich ein Wimpel wehn
So keck wie eine Standarte,
Seh auf und nieder den Kiel sich drehn
Von meiner luftigen Warte;
O, sitzen möcht' ich im kämpfenden Schiff,
Das Steuerruder ergreifen,
Und zischend über das brandende Riff
Wie eine Seemöve streifen.

Wär' ich ein Jäger auf freier Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär' ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir raten;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde!

 
  
Die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer, das große Fernweh, das Streben nach einem selbstbestimmten Leben sind in ihren Gedichten stets verknüpft mit einer männlichen Figur.


Alle Postings und Kommentare sind Originalauszüge aus Briefen der Droste und ihrer Zeitgenossen. Die Veröffentlichung in dieser Form – als datenbankgestütztes Weblog – ermöglicht einen neuen Zugang zu dem Material: Wer die Droste jenseits ihrer Gedichte kennenlernen möchte, kann in den aufschlussreichen Korrespondenz-Zitaten stöbern, aber auch gezielt suchen – nach Briefen aus bestimmten Jahren oder Herkunftsorten, nach Adressaten oder anhand von Schlagwörtern. Ausführliche Informationen über die Protagonisten und eine Karte mit Aufenthaltsorten der Dichterin ergänzen das Projekt, das 2007 den Grimme Online Award bekommen hat.


Mit 51 Jahren stirbt sie in ihrem Zimmer auf der Meersburg und wird zwei Tage später auf dem Meersburger Friedhof beigesetzt.

Droste-Hülshoffs Sterbezimmer in der Burg Meersburg
 


Montag, 15. Juni 2015

Malerische Gassen und die "Meersburg"



"Ich wandere gemächlich
den Fußweg hinauf zur Burg,
und überträume von oben mein Leben…"

(*1942), deutscher Aphoristiker und Stadtphilosoph
Quelle: »Lyricon 2«


Durch malerische Gassen schlendern und die Geschichte der Stadt Meersburg erkunden, das ist nicht an einem Tag erreichbar.
Die Burg in Meersburg gilt durch ihre Bebauung im 7.Jahrhundert als älteste bewohnte Burg Deutschlands.


Der Rundgang durch das Burgmuseum führt uns durch einen mittelalterlichen Wohntrakt, weiter durch Rittersaal, Waffenhalle, Brunnenstube, Burgverlies, Kapellen, Wehrgänge, die Folterkammer, die Türme, den malerischen Burggarten und die wehrhafte Nordbastion. Zum Museum gehören weiterhin das Arbeits- undSterbezimmer Annette von Droste-Hülshoffs, der größten deutschen Dichterin, diewährend ihrer Aufenthalte am Bodensee auf der Burg lebte. Von vielen Fenstern der Burg genießen wir unvergessliche Weitblicke auf den See.